Wie wir arbeiten...


Gemeinschaft

Ein wichtiges, pädagogisches Mittel ist die familiäre Gemeinschaft. In ihr lernen die Kinder, dass sie wertgeschätzt und angenommen sind. In ihr erlernen sie auch Ehrlichkeit, Anstand, gegenseitigen Respekt, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme.

Die Gemeinschaft soll den Kindern ein Zuhause bieten, in dem sie sich geborgen fühlen, und das ihnen den notwendigen Schonraum bietet, um angstfrei zu lernen und auch Fehler machen zu können. Im verbindlichen Zusammenleben werden die Kinder schnell mit ihren persönlichen Unzulänglichkeiten konfrontiert. Es ist nur schwer möglich, ihnen auszuweichen, und sie müssen deshalb angegangen werden. Auseinandersetzungen brechen auf und müssen ausgetragen werden. Dadurch wird den Kindern gegenseitige Achtung und Akzeptanz vermittelt und sie lernen Konfliktfähigkeit.

Das Aneinander- und Miteinander-Wachsen, das gemeinsame Erleben des Alltags der Ferien, der Unternehmungen und der Abenteuer verstärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, was sich wiederum positiv auf den Selbstwert und das Selbstbewusstsein auswirkt. Gemeinsame Geburtstags-, Weihnachts- und sonstige Feiern verstärken dies zusätzlich und gehören ganz selbstverständlich dazu.

Koedukation

Zu einer gesunden Entwicklung gehört die Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht. Kinder sollen deshalb lernen, eine natürliche und konstruktive Beziehung zum anderen Geschlecht aufzubauen. Sie werden in ihrer individuellen Entwicklung zur eigenen Geschlechtlichkeit und zum anderen Geschlecht unterstützt. Deshalb ist es sinnvoll und notwendig, dass in der Grossfamilie Knaben und Mädchen leben. Das gleich- bzw. gegengeschlechtliche erwachsene Gegenüber, zur Identifizierung, zum Vorbild, so wie als Übungsfeld, ist durch die Pflegeeltern gegeben. Bei der Zimmereinteilung wird der jeweiligen Entwicklung der Kinder eine grosse Bedeutung beigemessen. Gegebenenfalls muss diese neu überdenkt werden, wenn es beim Älterwerden der Kinder oder aus geschlechtsspezifischen Gründen angezeigt ist.

Werte geben Halt und Sicherheit

Den Kindern sollen Werte vermittelt werden, die ihnen Halt geben und die sie im Leben weiterbringen. Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit, Wertschätzung, Friedfertigkeit, Genügsamkeit, Barmherzigkeit, liebevoller Umgang miteinander aber auch eine gesundes Mass an Egoismus. Diese Werte sind aber kein unumstössliches und allgemeingültiges Korsett, in dem man sich kaum bewegen kann. Gute und sinnvolle Werte dürfen und sollen ehrlich und kritisch in Frage gestellt werden. Nur Werte, die einer solchen Prüfung standhalten, sind für das Leben auch hilfreich.

Eigenverantwortung durch Verantwortung

Durch das Übertragen von Verantwortung für Haustiere, zu erledigende Arbeiten (Ämtli), und ganz allgemein für Dinge, die der Gemeinschaft zu Gute kommen, sollen die Kinder Eigenverantwortung lernen. Wenn die ganze Familie die Suppe zu Mittag ohne Brot isst, weil ein Kind vergessen hat auf dem Heimweg von der Schule welches zu kaufen, wird es merken, dass sein Beitrag und somit seine Person für die Gemeinschaft wichtig ist. Das verstärkt das Selbstwertgefühl und das Verantwortungsbewusstsein.

Logische Konsequenzen

Die Kinder sind für ihr Handeln verantwortlich. Das, was sie tun, hat unmittelbare Auswirkungen. Diese logischen Konsequenzen werden negatives Verhalten von Kindern verringern bzw. positives Verhalten verstärken. Ein Kind, das aus Wut seine Sachen an die Wand wirft, wird feststellen, dass sich mit kaputten Spielsachen nicht mehr gut spielen lässt. Deshalb wird es dies in Zukunft unterlassen. Jedoch wird ein Kind dem Vertrauen von Erwachsenen ihm gegenüber Sorge tragen, wenn es merkt dass es von den Erwachsenen durch das Vertrauen mehr Freiheiten bekommt.

Nicht immer lässt sich aber aus einer Situation eine jeweils logische Konsequenz ableiten. Dann werden die Kinder mit einer im Voraus klar ausgesprochenen Sanktion belegt.

Umgang mit der Zeit

Durch bewusstes Einteilen der Zeit im Tages- und Wochenrhythmus soll eine hilfreiche Struktur entstehen, die einen ruhigen und stetigen Lebensrhythmus ermöglicht. Jedes Ding hat seine Zeit. Sich Begegnen hat seine Zeit, Alleinsein hat seine Zeit. Arbeiten hat seine Zeit, und Faulenzen hat seine Zeit. Spielen hat seine Zeit, und Nichtstun hat seine Zeit. Die Schule hat seine Zeit und die Ferien haben ihre Zeit. Die Zeit soll sinnvoll ausgefüllt aber nicht überfüllt sein. Auch Langeweile muss ausgehalten werden können. Die Hektik unserer Zeit soll nur bedingt den Tagesablauf bestimmen. Die Kinder sollen sich auf verschiedenste Art und Weise betätigen können. Es ist aber kaum sinnvoll, wenn sie von einem Programmpunkt zum nächsten jagen.

Gute Erlebnisse

Ein wichtiger Punkt in der Entwicklung von Kindern sind positive Erlebnisse. Es werden darum immer wieder erlebnis- und abenteuerpädagogische Aktivitäten unternommen. Während solchen Unternehmungen sollen die Kinder intensive Erfahrungen in und mit der Natur und mit sich selber machen. Unter Berücksichtigung des jeweiligen Alters der Kinder und deren Fähigkeiten, können dies Aktivitäten wie Trekking zu Fuss, mit den Fahrrädern oder mit Pferden sein, Berg-, Schneeschuh-, oder Klettertouren, Übernachtungen unter freiem Himmel oder im Iglu, Flossfahrten auf einem Fluss oder mehrtägige Bootsfahrten auf dem See usw. Während solchen Erlebnissen werden auf spielerische und spannende Art und Weise Charaktereigenschaften wie Durchhaltewillen, Toleranz, Konzentration, Verlässlichkeit, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Geduld, und viele mehr geformt. Zudem erkennen die einen Kinder ihre Grenzen, während andere erfahren dürfen, dass ihre Grenzen viel weiter gesteckt sind, als sie selber geglaubt haben. Die Kinder werden den Schutz der Gemeinschaft erfahren und lernen, in ihr Verantwortung zu übernehmen. Aus solchen Aktivitäten resultieren auch Lebensfreude und Selbstvertrauen.

Musisch kreative und handwerkliche Beschäftigung

Die Kinder sollen auch die Möglichkeit haben, sich musisch kreativ zu beschäftigen. Das gemeinsame Singen, Musizieren so wie Basteln ist zudem ein Teil der Gestaltung des Tages und der Jahres- und Festzeiten.

Bildnerisches Gestalten, Musizieren, aber auch Basteln und Handwerken sollen Möglichkeiten bieten, sich auszudrücken, sich zu verwirklichen, für Psychohygiene und ganz allgemein sich in der Freizeit sinnvoll zu beschäftigen.

Beim handwerklichen Betätigen werden ganz nebenbei auch noch Fertigkeiten erlernt, die bei einer späteren Berufslehre von Vorteil sein können.

Auf Stärken kann man Bauen

Die pädagogischen Bemühungen sollen vor allem auch dazu dienen, Fähigkeiten und Begabungen der Kinder zu entdecken. Solche Ressourcen müssen verstärkt und gefördert werden, wo immer sie zu finden sind. Daraus ergibt sich wiederum eine Stärkung des Selbstwertgefühls bzw. die daraus geschöpfte Freude und Kraft wirken sich auch positiv auf Bereiche aus, in denen noch Defizite vorhanden sind. Es ist wünschenswert, dass sich aus einer Fähigkeit ein Hobby entwickelt, dass die Kinder entsprechend ihrem Entwicklungsstand und ihrer Selbständigkeit Kurse und Vereine besuchen oder sich um einen Wochenplatz bemühen. Das Bewegen in der Nachbarschaft und der Dorfgemeinschaft ist ein weiteres Übungs- und Bewährungsfeld für die Integration in unsere Gesellschaft.

Erziehungsplanung

Mindestens einmal im Jahr und so oft es die Situation erfordert, wird eine Standortbestimmung durchgeführt. Bei einem solchen Gespräch wird die Entwicklung des Kindes so wie das weitere Vorgehen besprochen. Dabei sind die Eltern, die Pflegeeltern und der Versorger anwesend. Dem Versorger kommt zudem die Aufgabe zu, die Sitzung zu leiten.

Elternarbeit

Der Elternarbeit wird ein hoher Stellenwert eingeräumt. Wo es als hilfreich und positiv erachtet werden kann, sollen Eltern auch weiterhin den Kontakt zu ihren Kindern pflegen können und gemäss ihren Möglichkeiten Verantwortung für ihr Kind übernehmen, soweit es den Betrieb der Pflegefamilie bzw. ihre Arbeit nicht stört.

Es ist wichtig und wird daher angestrebt, dass Eltern und Pflegeeltern nicht gegeneinander arbeiten sondern gemeinsam am gleichen Strick ziehen und so miteinander für das Kind kämpfen.

Ansonsten wird das Kind, das in der Regel in einem Loyalitätskonflikt zwischen den Eltern und den Pflegeltern steht, dermassen hin und her gerissen sein, dass eine gute Entwicklung verunmöglicht wird.

An dieser Stelle kommt dem Versorger eine sehr wichtige Rolle zu. Seine Aufgabe ist es, zwischen Eltern und Pflegeltern zu vermitteln. Er nimmt die Anliegen beider Parteien entgegen, fällt Entscheidungen und erteilt den Pflegeltern klare Aufträge. Damit soll erreicht werden, dass Eltern und Pflegeeltern nicht miteinander über wichtige Dinge streiten müssen. Ihre Zusammenarbeit, soweit sie besteht, soll möglichst nicht durch solche Konflikte belastet werden.

Es soll ebenfalls versucht werden, den Eltern zu vermitteln, dass die Pflegeeltern nicht ihre Rivalen sind. Vielmehr wollen die Pflegeltern die Eltern in ihrer schwierigen Situation unterstützten. Wenn dies gelingt, wird dadurch letztendlich auch wieder die Position der Eltern gestärkt. Wenn sich die Situation auf Grund der Fremdplatzierung zu Hause beruhigt, ist das für die Eltern eine Chance ihre Beziehung zum Kind neu zu definieren und wieder aufzubauen.

zurück